Infos über die aktuelle Lage der ISO 45003 Leitfaden für Psychische Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz
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Globalisierung, Digitalisierung, Networking, Multitasking, Flexibilität, Work-Life-Balance, und noch viele mehr. All das sind Themen, mit denen sich die Organisationen und Unternehmen im Jahr 2020 auseinander setzen müssen. Die wichtigste Ressource, die davon betroffen ist, ist der Mensch.
Das ist auch der Grund dafür, dass die Psyche des Menschen an seinem Arbeitsplatz eine besonders schützenswerte Rolle einnehmen sollte, damit er gesund und somit leistungsfähig bleibt, um zum Unternehmenserfolg beizutragen.
Psychische Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz lautet da das Stichwort. Ein Unternehmen, das auf die psychische Gesundheit seiner Beschäftigten achtet, geeignete Präventionsmaßnahmen integriert und gute Arbeitsbedingungen schafft, punktet nicht nur in Richtung Zufriedenheit bei den Arbeitnehmern, sondern besticht auch durch Leistungsstärke und Effizienz und erzielt damit einen enormen Wettbewerbsvorteil.
Wie geht das konkret? Wie kann eine Organisation psychische Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz umsetzen?
Ein wichtiger Anhaltspunkt können dabei Gesetze, Normen und Leitfäden sein, die gemeinsam ein Gerüst bilden, auf das sich die Organisationen stützen können. Außerdem geben sie passgenaue Empfehlungen oder konkrete Handlungsanleitungen, wie sie die psychische Sicherheit und Gesundheit der Beschäftigen am Arbeitsplatz fördern können.
DIN ISO 45001:2018
Mit der Norm DIN ISO 45001:2018 Managementsysteme für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz wurde zum ersten Mal ein internationaler Standard geschaffen, der es den Unternehmen jeder Branche ermöglicht, Strukturen und Prozesse zu entwickeln, die die Gesundheit am Arbeitsplatz nachhaltig stärken und Risiken reduzieren.
Diese Norm wurde im März 2018 eingeführt und löste damit den bisherigen britischen Standard BS OHSAS 18001 „Occupational Health and Safety Assessment Series“ nach fünfjähriger Entwicklungsphase ab.
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Spezifizierung durch die ISO 45003
Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz wird aber nicht nur durch die Betrachtung und Verbesserung von physischen, physikalischen, chemischen oder biologischen Belastungen gestärkt. Wesentlich ist es auch den psychischen und sozialen Aspekten Aufmerksamkeit zu schenken. Gerade in der heutigen Zeit, rückt die psychische Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz immer mehr in den Fokus.
So soll der Leitfaden „Psychische Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz – Leitfaden (ISO 45003)“ eingeführt werden, der als Spezifizierung für diesen Bereich der übergeordneten Norm ISO 45001 dienen soll.
Aktuell befindet sich die Norm in der Entwurfsphase und wird seit August 2018 von von Vertretern aus verschiedenen Ländern diskutiert und entwickelt.
Inhalte der ISO 45003
Anhand einer psychischen Gefährdungsbeurteilung sollen psychosoziale Risiken ermittelt und bewertet werden, um im weiteren Schritt Maßnahmen planen und implementieren zu können, welche die psychische Sicherheit und Gesundheit fördern. Nach der Umsetzung der Maßnahme sollen diese schließlich nach der Wirksamkeit überprüft und fortlaufend verbessert werden.
Aber nicht nur psyschosoziale Risiken sollen ermittelt werden, sondern auch Chancen. Da sich psychische Belastungen auf den Menschen unterschiedlich auswirken, können sie für den einen ein Risiko darstellen, aber für den anderen wiederum eine Chance.
Dabei spielen die individuellen Faktoren eines Menschen eine große Rolle, zu denen Kompetenz, Erfahrungen und Bewältigungsstrategien des Einzelnen gehören.
Während eine komplexe Aufgabe eine Person überfordern und demotivieren kann, kann sie andere Personen herausfordern und motivieren.
Vorteile der ISO 45003
- Die ISO 45003 ist kompatibel zu den bestehenden Managementsystemen, insbesondere zur ISO 45001, dem „Managementsystem für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“. (HLS)
- Mit der Internationalisierung des Leitfadens wird ein Grundverständnis zum Thema „Psychische Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz“ weltweit hergestellt, damit das Thema inbesondere auch in den Entwicklungländern an Bedeutung gewinnt.
- Durch den PDCA-Zyklus (plan, do, check, act) wird das psychosoziale Risikomanagement regelmäßig nach Aktualität überprüft und fortlaufend verbessert.
Entstehung der ISO 45003 / Internationale Telefonkonferenzen
Im August 2018 fiel der Startschuss für das Projekt ISO 45003. Es folgten Meetings im Oktober 2018 in Coventry, UK, im März 2019 in Dallas, USA, im Oktober 2019 in Kigali, Ruanda und schließlich Ende Januar bis Mitte Februar 2020 über internationale Telefonkonferenzen.
Vom 20.01.2020 bis zum 12.02.2020 wurden in diesen Telefonkonferenzen über den vierten Entwurf des Leitfadens ISO 45003, dem „Working Draft 4 [WD4]“ durchgeführt. Diese Diskussionen fanden im Rahmen der Arbeitsgruppe ISO/TC 283/WG 02, mit Vertreterinnen und Vertreter unter anderem aus Kanada, Schweden, USA, Argentinien, Großbritannien und auch Deutschland statt.
In der Konferenz diskutierten sie dann unter anderem über 500 vorher eingebrachte Kommentare, aber auch über grundsätzliche Definitionen und stimmten über deren Annahme oder Ablehnung ab, um die Meinungen aller Mitgliedsländer zu berücksichtigen.
Verschiedene Länder – unterschiedliche Grundvoraussetzungen
Aufgrund unterschiedlicher Grundvoraussetzungen vor Ort (EU: konkrete Vorgaben zur psychischen Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz, Leitlinie der EU OSHA: Stress am Arbeitsplatz – ein Leitfaden; Entwicklungs- und Schwellenländer: weniger Vorgaben) aber auch des unterschiedlichen Verständnisses von Sicherheit, Gesundheit, psychischer Belastungen und psychischem Risiko, kam es zu intensiven Diskussionen und es bestand insbesondere in folgenden Themen Uneinigkeit.
Uneinigkeit und Diskussionspunkte der Telefonkonferenz
- Die Uneinigkeit bezüglich des Begriffs von „Psychische Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit“.
Folgende Vorschläge wurden am meisten erwähnt:
1) „mental health and safety at work“
2) „psychological health and safety at work“
3) „health, safety and well-being at work“ - Die Uneinigkeit dieser Begriffe führte zu Problemen in der Titel-Entscheidung. Die verwendeten Begriffe im Titel und im Haupttext sollten übereinstimmen. Erste Lösungsvorschläge wurden angesprochen, jedoch konnte keine Einigkeit erzeugt werden.
- Die Uneinigkeit bezüglich der Begriffe im Haupttext war so groß, dass der Annex komplett gelöscht wurde und durch einen neuen Vorschlag ersetzt werden sollte.
- Die ISO 45003 soll ein Leitfaden sein und die Umsetzung der DIN ISO 45001 bezüglich psychischer Gesundheit unterstützen. So soll es zwar eine Orientierung an dem High-Level-Structure geben, jedoch keine ständige Berücksichtigung.
Ergebnisse der Diskussion
Die Ergebnisse der Diskussion stehen nun in dem fünften Entwurf der ISO 45003, dem „Working Draft 5 [WD5]“. Dieser wurde an die jeweiligen Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitsgruppen gesendet und stehen auch den nationalen Gremien zur Verfügung.
Ebenso hat die Abstimmung zur ISO 45003 [WD5] begonnen und Vertreterinnen und Vertreter der Arbeitsgruppe haben nun die Möglichkeit, weitere Kommentare einzubringen.
Vergleich DGUV Fachinformation 206-026 – ISO 45003
Die ISO 45003 soll also ein internationaler Leitfaden für psychische Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz werden, der den Organisationen Empfehlungen an die Hand gibt und die ISO 45001 unterstützt.
In Deutschland gibt es zur psychischen Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz bereits einige Vorgaben, z.B. durch nationale Gesetze, wie das Arbeitsschutzgesetz, durch Verordnungen, wie die Arbeitsstättenverordnung und durch Leitlinien und Handlungshilfen. Eine davon ist die Fachinformation 206-026 „Psychische Belastung – der Schritt der Risikobeurteilung“ der DGUV (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung). Sie dient als Hilfestellung für die Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen.
Im Folgenden wird der Abschnitt der ISO 45003, der sich mit der Gefährdungsbeurteilung auseinandersetzt mit der Fachinformation 206-026 verglichen, um festzustellen, ob es in Deutschland schon ähnliche Vorgaben hinsichtlich psychischer Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz gibt.
Quelle psychischer Gefährdungsfaktoren
- Die Fachinformation 206-026 zählt ganz genau die Merkmalsbereiche und Schlüsselfaktoren auf
- Die ISO 45003 formuliert die Merkmalsbereiche etwas allgemeiner
Ermittlung psychischer Belastungen
- Die Fachinformation der DGUV schlägt drei konkrete Vorgehensweisen vor
- Die ISO 45003 zählt Beispiele auf, wie eine Ermittlung aussehen könnte
Beurteilung psychischer Belastungen
- In der Fachinformation werden Empfehlungen der GDA und das Vorgehen aus der ASR V3
„Gefährdungsbeurteilung“ zur Beurteilung psychischer Belastungen miteinander verknüpft - Die Fachinformation gibt dabei eine klare Reihenfolge und die konkreten Methoden vor
- Die ISO 45003 sagt, dass eine Organisation lediglich eine Methode zur Beurteilung von psychosozialen Gefahren einführen soll, die sechs Kriterien erfüllen sollte, die daraufhin aufgelistet werden
Hinweis:
Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA): http://www.gda-psyche.de/SharedDocs/Publikationen/DE/broschuere-empfehlung-gefaehrdungsbeurteilung.pdf?__blob=publicationFile&v=11
Technische Regeln für Arbeitsstätten: ASR V3 „Gefährdungsbeurteilung: https://www.baua.de/DE/Angebote/Rechtstexte-und-Technische-Regeln/Regelwerk/ASR/pdf/ASR-V3.pdf?__blob=publicationFile&v=3
Sicherstellung eines kontinuierlichen Prozesses
- Die Fachinformation listet Hinweise zu den nächsten Schritten nach der Beurteilung auf und gibt an, dass die Gefährdungsbeurteilung erst dann abgeschlossen ist, wenn der gesamte Prozess umgesetzt worden ist
- Die ISO 45003 erwähnt fortlaufende Veränderungen nur kurz und zählt ebenfalls die nächsten Schritte auf
Aus diesem exemplarischen Vergleich wird deutlich, dass es in Deutschland bereits einige Vorgaben und konkrete Handlungshilfen zur psychischen Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz gibt. Die Fachinformation 206-026 gibt sehr konkrete und spezifische Hinweise, wohingegen sich die ISO 45003 allgemeiner hält.
Wir haben daraufhin eine Online Befragung entwickelt, mit der wir herausfinden konnten, ob es einen Bedarf an der Einführung des Leitfadens ISO 45003 in Deutschland wirklich gibt.
Online-Befragung zur ISO 45003
Ziel der Befragung war es also den Bedarf an der ISO 45003 in Deutschland zu ermitteln. Insgesamt nahmen 161 Personen teil, 47% davon sind Arbeitsschutzexperten, wie z.B. Fachkräfte für Arbeitssicherheit, Arbeitsmediziner und Arbeitsschutzmanagementbeauftragte, 24% davon sind Führungskräfte und 29% Experten für BGM.
Daraus lässt sich schließen, dass bei den befragten Organisationen noch nicht ausreichend auf die psychische Gesundheit der Beschäftigten geachtet wird.
Nun hat man nach dem Bedarf der ISO 45003 im nationalen und international Bereich gefragt und die Ergebnisse gesondert nach Führungskräften, Arbeitsschutzexperten und Experten für BGM betrachtet.
Fazit der Online-Befragung zur ISO 45003
Final lässt sich zusammenfassen, dass die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz als enorm wichtig empfunden wird. Auch der Einfluss der Arbeit auf die psychische Gesundheit ist erheblich, allerdings sind die bisherigen Maßnahmen noch nicht, oder nur zum Teil ausreichend um die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz zu schützen.
Es herrscht also Einigkeit unter den Befragten, darüber, mehr für die psychische Gesundheit am Arbeitsplatz zu tun. Das betrifft sowohl den nationalen als auch den international Bereich, allerdings ist man sich uneinig, welche Maßnahme am besten geeignet ist.
Die Experten für BGM sehen einen viel höheren Bedarf in der Einführung der ISO 45003, als in der Zertifizierung nach der ISO 45001. Die Arbeitsschutzexperten halten eine Zertifizierung nach der ISO 45001 für wichtiger als eine Einführung der ISO 45003. Sie sehen aber dennoch einen Bedarf in der ISO 45003 und die Führungskräfte sehen sowohl in der Zertifizierung nach der ISO 45001, als auch in der Einführung der ISO 45003 nur mäßigen Bedarf.
Wie hoch ist also der Bedarf / Wie geht es weiter?
Nun stellt sich die berechtigte Frage, wie hoch der Bedarf an der ISO 45003 wirklich ist. Besteht also trotz der gesetzlichen Anforderungen in Deutschland über die psychische Gesundheit bei der Arbeit, noch Handlungsbedarf in diesem Bereich? Und ist ein möglicher Lösungsansatz, die Einführung eines internationalen Leitfadens zur „Psychischen Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz“?
Auf jeden Fall nimmt die psychische Gesundheit bei der Arbeit immer mehr an Bedeutung zu und gleichzeitig steigt der Bedarf an weiteren Maßnahmen zur Verbesserung der psychischen Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz und zur Vermeidung von psychosozialen Risiken.
Im Mai 2020 findet in Mexiko das nächste Meeting und die Diskussion über den Working Draft 5 (WD5) statt. Dort wird sich zeigen, ob das Projekt 45003 weitergeführt oder eingestellt wird.
Denn Fakt ist, wenn sich die verschiedenen Nationen über die Diskussionspunkte nicht einig werden, kommt es zum Abbruch.
Exklusive Insider Infos, die kompletten Befragungsergebnisse sowie die Ergebnisse des Meetings im Mai in Mexiko erhalten Sie auch in unserem Webinar zur ISO 45003: