Vielfach erscheinen die Organisationsstrukturen und Themenfelder des betrieblichen Gesundheitsmanagements und der betrieblichen Gesundheitsförderung vom Arbeitsschutz gedanklich weit entfernt.
Ist dem wirklich so?
Was sagen uns die Regularien im Arbeits- und Gesundheitsschutz und welche Anforderung stellt die DIN ISO 45001?
Zunächst sollen die Begriffe Gesundheit, Gesundheitsförderung und betriebliches Gesundheitsmanagement definiert werden.
Gesundheit ist ja bekanntlich in Anlehnung an die Definition der WHO „der Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Freisein von Krankheit und Gebrechen“.
Gesundheit kann manchmal nur ein temporär kurzer Zustand sein, das weiß man aus eigener Erfahrung – trotzdem sollte man immer das Zusammenspiel betrachten. Also nicht nur die körperliche Dimension – wie die Schmerzen im Kniegelenk – sondern auch die psychische und psychosoziale Dimension, wie z.B. eine traurige Stimmung oder die Unsicherheit beim Vortragen vor einer Gruppe. Alle diese drei Dimensionen bedingen sich gegenseitig, sodass psychische Belastungen auch körperliche Beschwerden hervorrufen können.
Neben diesen Negativbeispielen gibt es aber auch positive, die Gesundheit unterstützende und fördernde Faktoren, die ebenfalls Einfluss aufeinander haben.
Das sind zum Beispiel Mobilisationsübungen für das schmerzende Kniegelenk, unterschiedliche Haltungen im Arbeitsalltag oder Mut zusprechende Worte der Kollegen bei einem Vortrag in einer neuen Arbeitsgruppe. Viele nennen das: gesundheitsförderliche oder präventive Maßnahmen.
Hafen meinte schon 2004, dass „reine Gesundheitsförderung nicht möglich sei“.
Gesundheitsförderung orientiert sich immer an krankmachenden Faktoren. Somit ist der Ansatz der Managementsysteme (auch der DIN ISO 45001), nicht nur Risiken, sondern auch Chancen zu betrachten, folgerichtig. Chancen werden dabei in der DIN ISO 45001 als Umstand, oder Reihe von Umständen definiert, die die Wirksamkeit von Prävention von Verletzungen und Erkrankungen und die Bereitstellung sicherer und gesundheitsgerechter Arbeitsplätze verbessern. Also auch hier gilt eine Orientierung an der Prävention.
Betriebliches Gesundheitsmanagement definieren Weinreich und Weigl (2010) als planvolle Organisation mehr oder weniger komplexer betrieblicher Gesundheitsdienstleistungen zum Zweck der Erhaltung und zum Ausbau der Arbeitsbewältigungsfähigkeit der Mitarbeitenden.
Das bedeutet vor allem, dass Maßnahmen immer zweckdienlich und zielorientiert sein sollen, um die Arbeit zu bewältigen.
Die Bewältigung der Arbeit hat unterschiedliche Ebenen zu berücksichtigen. Die persönliche Ebene auch im Sinne der Leistungsvoraussetzungen, die Arbeitssystemebene, also den typischen Arbeitsplatz und die Ebene der Organisation. Genau an diesen Ebenen soll auch BGM mit seinen Maßnahmen ansetzen, und zwar immer zielorientiert und zweckdienlich.
Ein Management zumindest mit dem Gedanken des PDCA-Zyklus (Plan-Do-Check-Act) wäre ja anders gar nicht möglich.
Maßnahmen, die ohne Ziel und ohne Zweck stattfinden, sind weder im BGM noch im Arbeits- und Gesundheitsschutz vorgesehen.
Vielmehr fordern verschiedene Regularien des Arbeits- und Gesundheitsschutzes Maßnahmen in den drei oben aufgezeigten Ebenen, die durch folgenden Prozess entwickelt wurden:
- Diagnose oder Analyse
- Ermittlung und Beurteilung von Gefährdungen
- Umsetzung von Maßnahmen
- Folgende Wirksamkeitskontrolle
Folgende Regularien verlangen klassische BGM-Organisationsstrukturen und BGM-Themen und können in die 3 Ebenen eingeordnet werden:
Man erkennt hier, dass in vielen klassischen Arbeitsschutz-Regularien BGM-Anforderungen enthalten sind. Die Frage, ob im Arbeitsschutz BGM steckt, kann mit einem eindeutigen „Ja“ beantwortet werden.
Die nächste Frage, die sich stellt, ist, ob denn auch Inhalte der DIN ISO 45001 BGM-Strukturen und BGM-Thematiken beinhalten. Dazu vergleichen wir erneut -orientiert an den 3 Ebenen – und erhalten folgende Tabelle.
Auch die zweite gestellte Frage kann mit einem klaren „Ja“ beantwortet werden.
Denn BGM kann durch die Orientierung an den Anforderungen der DIN ISO 45001, genauso wie der klassische Arbeitsschutz noch strukturierter gestaltet werden.
Warum aber orientieren sich zu wenig BGM-Verantwortliche zumindest an den Arbeitsschutzregularien? Warum arbeiten Arbeitsschützer und BGM-Verantwortliche zu wenig zusammen? Und warum kennen und nutzen BGM-Verantwortliche die Anforderungen der DIN ISO 45001 nicht für ihre tägliche Praxis?
Die Antworten haben wir anonym erfragt und hier finden Sie die Auswertung: Auswertung Umfrage: Zusammenhang BGM und ISO 45001 – IfG Sicherheit + Gesundheit. (gesundheitsmanagement.com)
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Autor: Dr. Christian Weigl, weigl@gesundheitsmanagement.com